Sonntag, 15. August 2010

Gedanken über Freiheit

Nach meinen schönen Urlaub,dem Spiegelartikel zum Thema "Muße", dem Stress der kommenden Wochen und einem intensiven Bettgeflüstergespräch mit R. mache ich mir gerade Gedanken über "Freiheit", "frei sein", "frei fühlen"...
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Sind wir überhaupt irgendwann mal frei? So frei, wie man es nur sein kann? So frei , dass wir uns sicher sein können, unsere Entscheidungen frei und unabhängig von äußeren Umständen getroffen zu haben? Können wir das? Wollen wir das überhaupt?
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Ich denke, ganz frei sind wir nicht,denn wir stehen immer in Verbindung,d.h. auch in Abhängigkeit, zu unserem Umfeld. Menschen beeinflussen uns, unsere Entscheidungen,unser Leben. Sie treten in unser Leben, werden wichtig für uns - nicht alle in gleicher Weise. In dem Moment, in dem wir Bindungen eingehen, Menschen in unser Leben lassen, wird uns ein Stück unserer Freiheit genommen - besser ein Stück unserer Unabhängigkeit. Sind wir dann schlechter dran? Unabhängigkeit kann einsam machen. Alles ist gut, solange man Zeit für seine Gedanken hat.
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Sind wir frei in unseren Gedanken,wenn schon nicht in unserem Handeln?
Können wir wissen,ob wir frei denken? Sind wir nicht immer schon zu sehr beeinflusst und umklammert von unserer Umwelt? Ist ein freier Gedanke möglich? Ist eine freie Entscheidung möglich? Eine Entscheidung also, die von unserem reinen,freien Ich getroffen wird.Wenn aber das Ich gar nicht frei ist, weil es von seiner Umwelt abhängt, dann hängen auch unsere Entscheidungen notgedrungen immer von dieser ab.
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Wie können wir frei sein ohne uns aus der Welt zurückziehen zu müssen? Ist es besser frei -und evtl. einsam- zu sein?

Ein paar weitere Denkanstöße:

Die vollständige Freiheit wird erst dann sein, wenn es ganz einerlei sein wird, ob man lebt oder nicht. Das ist das Ziel für alles. (Dostojewski)

Daher muß man sich durchringen zur Freiheit; diese aber erreicht man durch nichts anderes als durch Gleichgültigkeit gegen das Schicksal. (Seneca)

Die Freiheit geht zugrunde, wenn wir nicht alles verachten, was uns unter ein Joch beugen will. (Seneca)

Das Gesetz hat zum Schneckengang verdorben, was Adlerflug geworden wäre. (Schiller)

Das, was uns bekannt ist, nennen wir das Gesetz der Notwendigkeit, und das, was wir nicht kennen, nennen wir Freiheit. (Tolstoi)

Jede menschliche Handlung ist unvermeidlich bedingt von dem, was den Menschen umgibt, und von seinem eigenen Körper. (Tolstoi)

Wozu brauche ich Freiheit? Das Glück besteht nur darin, daß ich liebe, daß ich danach strebe, in ihren Wünschen, in ihren Gedanken aufzugehen, daß ich also gar keine Freiheit habe - darin allein besteht das Glück! (Tolstoi)

Denn mein Glück bestand tatsächlich aus dem gleichen Geheimnis wie das Glück der Träume, es bestand aus der Freiheit, alles irgend Erdenkliche gleichzeitig zu erleben, Außen und Innen spielend zu vertauschen, Zeit und Raum wie Kulissen zu verschieben. (Hesse)

Denn wohl entwickelt sich der Mensch mit Freiheit, aber er schafft sich doch nicht aus nichts, sondern hat seine Aufgabe in seiner Konkretion, die zugleich das Gebiet und die Grenze seines Lebens ist. Insofern ist es gleich wahr, daß jeder Mensch das Allgemein-Menschliche repräsentiert und daß er eine Ausnahme ist. Indem der Ausnahmemensch das versteht, versöhnt er sich wieder mit dem Dasein. (Kierkegaard)

Die Freiheit im Gedanken hat nur den reinen Gedanken zu ihrer Wahrheit, die ohne die Erfüllung des Lebens ist; und ist also auch nur der Begriff der Freiheit, nicht die lebendige Freiheit selbst. (Hegel)

Freiheit bedeutet Verantwortlichkeit; das ist der Grund, warum die meisten Menschen sich vor ihr fürchten. (George Bernard Shaw)

Ja, diesem Sinne bin ich ganz ergeben, das ist der Weisheit letzter Schluß: nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, der täglich sie erobern muß. (Goethe)

Unser Leben ist, wie das Ganze, in dem wir enthalten sind, auf eine unbegreifliche Weise aus Freiheit und Notwendigkeit zusammengesetzt. (Goethe)

Alle Welt sehnt sich nach Freiheit, und doch ist jedes Geschöpf in seine Ketten verliebt; das ist der Urwiderspruch, der unentwirrbare Knoten unserer Natur. (Sri Aurobindo)

oder um einen Anstoß aus der Welt der Rockmusik zu nennen:

Freedom's just another word for nothing left to loose.
(Song "Me and Bobby McGee", geschrieben von Kris Kristofferson)

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